Blog | sdw Schweiz

Erfahrungsberichte

Neues aus der Schweizer Regionalgruppe
nmun

Entscheidungen treffen: Ein Erfahrungsbericht vom National Model United Nations

von Jonas Mark

General Assembly Hall, United Nations Headquarter, New York City. Zuvor mit unserer Delegation das Votum über die folgende Resolution besprochen. Hier stimmen gleich nahezu alle Nationen der Weltgemeinschaft über eine Resolution, also eine Forderung der Vereinten Nationen, ab: Im Planspiel versteht sich. Denn das National Model United Nations ist eine Probebühne: Im Finden von Entscheidungen durch internationale Studenten, die sich in den Abläufen der Vereinten Nationen und der internationalen Politik testen und messen wollen. Gemeinsam mit einer Delegation aus Stipendiaten unserer Stiftung aus dem ganzen Bundesgebiet (und natürlich auch aus der Schweiz) bereitete ich mich ein halbes Jahr lang auf die Konferenz Ende März vor. In Arbeitsgruppen, regelmässigen Vorbereitungstreffen und eigener Recherche eigneten wir uns Wissen über Politik, Strategien und aktuelle Projekte Indiens an: Die Nation, die wir am Planspiel als Delegierte vertraten. Ich lernte vor allem viel über das Aufbereiten von Information: Wichtige richtig einzuordnen und Falsche als solche entlarven zu können. Gerade auch von den anderen Delegierten konnte ich viel mitnehmen, die nicht nur häufig «alte Hasen» im politischen Fachverständnis waren, sondern auch mir akademischen Anwärter einige Tipps aus höheren Semestern mit auf den Weg geben konnten. Gemeinsam in einem Zweierteam koordinierten wir beide als die leitenden Delegierten der Delegation (Head Delegates) den Vorbereitungsprozess. Neben einem guten Ablauf war es uns wichtig, dass alle ihre Erwartungen an die Konferenz individuell stellen können («es soll ja jeder das mitnehmen, was für ihn/sie während des Prozesses wichtig ist») und sich dabei alle trotzdem in der gemeinsamen Delegation wiederfinden. So eine grosse Gruppe zu leiten ist eine Herausforderung: Ich bin sehr froh, sie angenommen zu haben. So konnte ich meine Erfahrung in Entscheidungsfindung und Führung stärken und mich gleichwohl auch darin belehren lassen. Bei der Konferenz ging es für mich und meinen Komiteepartner aus Gießen um die Rolle der Urbanisierung in nachhaltiger Entwicklung im General Assembly 2. Um bei einem Saal von bis zu 193 vertretenen Nationen mit nochmal doppelt so vielen Vertretern überhaupt zu sinnvollen Austausch zu kommen, sind die Komiteesessionen grob in Diskussion in der Grossgruppe (Formal Session) und Arbeit im kleinen Kreis (Informal Session) aufgeteilt. Bei den Reden der Formal Session sahen wir viele Wörter und weniger Inhalte: Politik bedient sich wohl international ähnlicher Stilmittel und, leider auch, ähnlicher fachlicher Tiefe; von negativen Politerscheinungen ist auch ein Planspiel nicht befreit. Froh stimmt mich, dass es trotzdessen einzelne Nationen gab, die die Themen, vor allem die regionale Nutzbarmachung von, bereits erfolgreichen, Projekten in den Vordergrund gerückt haben. Trends also, die ich wohl in Zukunft häufiger sehen werde. Wir fokussierten unsere Arbeit in den vier Konferenztagen darum lieber auf die Tat. In Diskussionen mit potentiellen Verbündeten wie Indonesien, Kirgistan oder Saudi-Arabien besprachen wir vor allem städtische Infrastrukturoptionen und Finanzierungswege der nun langsam in Draft Resolutions eingehenden Ideen. Da wo mein Fachverständnis aufhörte, konnte ich auch durch Runterbrechen auf die Basis der Projekte etwas weiterbewegen: Viele der oft kompliziert erscheinenden Projekte sind im Kern einer einfachen Idee entsprungen. Betrachtet man diese aus einer anderen Perspektive und misst sie an nationalen Standards neu, lassen sich aus den Erkenntnissen theoretisch neue Projekte für das jeweilige Land kreieren. In den späten Phasen des Planspiels war das für mich sehr hilfreich. Ob dies dem Praxistest standhält, wird man an anderer Stelle beurteilen müssen. Schliesslich konnten wir vor allem indische Projekte zu Smart Cities erfolgreich in zwei Resolutionen einbringen, von denen eine von den Nationen angenommen wurde: In der General Assembly Hall, United Nations Headquarter, New York City.

Mehr gibt's in unseren Erfahrungsberichten